Gedächtnis – Sieb oder Schatzkammer?
Senioren erhielten eine Stunde Gedächtnistraining – Doris Widmann hatte fünf Übungen parat – Vorschläge zur täglichen „Gehirnpflege“
Fast 40 Senioren aus der Gemeinde und von umliegenden Gemeinden und sogar aus Ruhmannsfelden hatten sich in dieser Woche (10.03.2015) zu einem hochaktuellen Thema für ältere Menschen im Nebenraum der Gastwirtschaft Gunda Häuslbetz versammelt. Zum Thema Gedächtnistraining konnte die zertifizierte Gedächtnistrainerin Doris Widmann gewonnen werden die nach der Begrüßung von Meta Sepaitner die Anwesenden sogleich „auf Trapp“ brachte.
Mit dem Titel „Schwung für´s Hirn“ konnten die auf vier Gruppen aufgeteilten Senioren zeigen, dass sie sich beim Kanon nicht nur an Melodie und Text hielten, sondern sich auch von den anderen Gruppen nicht aus dem Rhythmus bringen ließen. Danach folgte ein theoretischer Teil, in dem die Referentin etwas zu den 100 Milliarden Gehirnzellen ausführte. Jede Zelle verbindet sich mit bis zu 10000 Synapsen mit anderen Zellen, um körperliche und geistige Aktivitäten auszuführen. Anhand von Beispielen aus dem täglichen Leben wurde klar, dass bei der Begrüßung eines Bekannten ganz andere Zellen beteiligt sind, als beim Einkaufen, beim Lesen eines Buches oder beim Nordic Walking. Nach Auffassung von Doris Widmann muss von der Geburt bis zur Sterbestunde gelernt werden, um das Altern und das Absterben von Zellen zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen, das bereits mit 30 Jahren beginnt. Bei einem Schlaganfall, bei Verlust der Sehkraft oder auch bei verschiedenen anderen Krankheiten sterben sehr viele Zellen ab, andere Zellen können aber teilweise deren Funktion übernehmen. Beim Erblinden entwickelt sich beispielsweise mehr der Tast- und Geruchssinn.
Nach diesen grundsätzlichen Aussagen folgte als nächste Übung ein Anagramm. Aus den Buchstaben des Wortes „Gehirnzelle“ sollten möglichst viele andere Wörter gebildet werden, die nur aus den Buchstaben des Ausgangswortes bestehen. So konnten die Begriffe „Zelle, Reiz, legen“ usw. gefunden werden. Mit Eifer waren die Senioren dabei, möglichst mehr neue Worte zu finden als der Nachbar – spicken war allerdings nicht gestattet. Nachdem Doris Widmann ausgeführt hatte, dass wir über zwei unterschiedlich angelegte Gehirnhälften verfügen und durchschnittlich nur 10 Prozent unserer Gehirnzellen ausgelastet sind, wir also genügend Reserven haben, war eine Übung zur Koordination der beiden Gehirnhälften angesagt. Es sollte der Text „Es gibt mir zu denken, dass viele ihren Körper üben, wenige aber ihren Geist“ vom griechischen Philosoph Seneca mit der Hand geschrieben werden, die normalerweise nicht die Schreibhand ist. Am Ende der Übung war doch bei vielen nur Kritzelei auf dem Papier.
Zur Abwechslung gab es dann eine Bewegungsübung, wo Füße, Hände und Arme unterschiedliche Bewegungsabläufe erbringen sollten. Mit musikalischer Unterstützung wurde es bei jedem Durchgang zusehends besser. Der nächste Teil hatte eine Konzentrationsübung zum Inhalt. Es sollte herausgefunden werden, welcher Wochentag gemeint ist. „Heute ist Montag. Welcher Tag war drei Tage vor morgen“ – wissen sie es als Leser? Die Übung „Welche ist die Hübscheste unter einer blauäugigen Brünetten und einer braunäugigen Blondine usw.“ wurde nicht nur aus Zeitgründen fallengelassen. Dafür gab es Entspannung pur, als die Referentin eine Geschichte über einen Bachlauf vortrug, die mit meditativer Musik unterlegt war. Abschließend gab die Gedächtnistrainerin Vorschläge zur „täglichen Gehirnpflege“. Dazu gehören gesunde Ernährung und hier besonders das Trinken, Bewegung, An- und Entspannung, Koordinationsübungen für rechte und linke Gehirnhälften, Übung der Merkfähigkeit anhand von Kopfrechnen oder Telefonnummern, Konzentrationsübungen und Wortfindungsübungen. „Das Wichtigste für die Übung unserer Gehirnzellen sind soziale Kontakte und eine gesunde Portion Neugier im Sinne von Offensein für alles Neue“, so abschließend Doris Widmann, die auch auf ihr ganzheitliches Gedächtnistraining im Mehrgenerationenhaus in der Friedhofstr. 67 a in Straubing hinwies. Nach dem abschließenden Kanon war der Kreis zum Beginn des Nachmittags geschlossen und Olga Wiesmüller dankte der Referentin für die Gestaltung eines kurzweiligen Nachmittags, an dem die Senioren eifrig mitmachten. Kaffee und Kuchen, sowie belegte Brote waren genau das Richtige für den Körper nach der geistigen Beschäftigung.